• Darmbakterien und das Immunsystem

Wie stärken Probiotika die Abwehrkräfte?

Von |2024-03-18T19:03:52+01:00September 1st, 2023|Kategorien: Mikrobiom|Tags: , , |
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Darmbakterien und das Immunsystem

Von Dr. Evelyn Zientz

Das Darm-Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung eines funktionsfähigen Immunsystems nicht nur bei Neugeborenen. Auch in späteren Lebensphasen sind kommensale Darmbakterien (= in Eintracht mit dem Wirt lebende) immens wichtig für ein gut funktionierendes Immunsystem. Das haben Untersuchungen an keimfreien Mäusen gezeigt. Diesen Tieren fehlt das Mikrobiom des Darmes und sie zeigen starke Defizite in der Immunabwehr und in der Architektur des lymphatischen Gewebes, das ein wichtiger Teil des Immunsystems ist.

Vor allem sogenannte IgA Antikörper fehlen den sterilen Mäusen. Das wundert eigentlich nicht, denn diese Antikörper sind typisch für die Abwehr von  „Keimen“, und Keime kennen sterile Labormäuse nicht.

Auch „Th17 Zellen“ sind in keimfreien Mäusen rar. Die Rolle der Th-17 Zellen ist nicht eindeutig festgelegt. Sie können schützend wirken, aber auch Entzündungen vorantreiben. Zu welcher Population sich eine Th-17 Zelle gesellt, hängt von ihren bakteriellen Gegenspielern ab. Kommensale Bakterien triggern die Schutzfunktion, während beispielsweise das opportunistisch pathogene Enterobacterium Citrobacter die Produktion von entzündungsfördernden Interleukinen fördert.


Die Besiedlung des Darms mit nützlichen, probiotischen Bakterien ist von entscheidender Bedeutung für seine Gesunderhaltung. Die regelmäßige Zufuhr von “positiven” Darmbakterien unterstützt das harmonische Gleichgewicht der Bakterienstämme, denn pathogene Bakterien und Pilze werden von nützlichen Darmbakterien aus ihrem Lebensraum verdrängt. Abdigan Kapseln wurden speziell zu diesem Zweck entwickelt. Sie bieten ein großes Spektrum an hochdosierten Lebendkulturen, die in einer gesunden Darmflora vorkommen. Mit nur einer Kapsel pro Tag leisten Sie so einen entscheidenden Beitrag für Ihre Darmgesundheit. Mehr Info… (gesponsert)


Während der frühen Entwicklung des Immunsystems entscheiden die anwesenden Darmbakterien auch darüber, ob später dem IgE Antikörper, der mit der Empfänglichkeit für allergische Reaktionen in Verbindung gebracht wird, eine zu große Rolle zuteil wird. Aus diesem Grund neigen Kinder, die in sehr hygienischen Verhältnissen aufwachsen, statistisch gehäuft zu Allergien.

Kolonisiert man Mäuse mit kommensalen Bakterien, folgen IgA und Th-17 Zellen rasch nach und die Produktion von IgE Antikörpern wird gedrosselt. Das Immunsystem kommt in Fahrt, Abwehrkräfte werden gestärkt.

Kommensale Darmbakterien modulieren die Immunabwehr

Der Darm ist unsere größte Kontaktfläche mit der Außenwelt und stellt eine gewaltige Angriffsfläche für schädliche Keime dar. Da wundert es nicht, dass auch das Immunsystem hier stark vertreten und rund zwei Drittel der Immunzellen mit dem Verdauungssystem assoziiert sind.

Das Immunsystem steht hier vor der Aufgabe, die Gratwanderung zwischen Abwehr und Toleranz zu bewältigen. Denn viele Nahrungsbestandteile sind harmlose Moleküle und dürfen nicht als feindliches Antigen missverstanden werden, das eine Immunabwehr auslösen würde.

Bifidobakterien sind ganz vorne mit dabei

Vor allem Bifidobakterien sind wichtig für eine optimale Entwicklung des Immunsystems. Sie sind die Pioniere im Darm des Neugeborenen. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass das Immunsystem lernt, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.

Zum Beispiel produzieren Bifidobakterien extrazelluläre Makromoleküle, unter deren Einfluss die Zellen des Immunsystems unterschiedliche Entwicklungswege einschlagen und sich zu verschiedenen Zelltypen entwickeln.

Bifidobakterien besitzen aber auch sogenannte Pili. Das sind Proteinfäden auf ihrer Zelloberfläche, mit deren Hilfe sie mit den Zellen des Wirts Kontakt aufnehmen können. Das führt schließlich dazu, dass entzündungshemmende Zytokine ausgeschüttet werden.

Bifidobakterien können sich auch indirekt sehr günstig auf das Immunsystem auswirken. In ihrem Stoffwechsel entsteht Acetat als Endprodukt. Das ist eine der begehrten kurzkettigen Fettsäuren, die so viel positive Auswirkungen auf unseren Stoffwechsel haben.

Aber Butyrat, eine andere kurzkettige Fettsäure, ist noch viel wirkungsvoller. Für die Immunabwehr ist Butyrat nützlich, weil es das Wachstum von pH sensitiven pathogenen Bakterien hemmt. Sie reagieren empfindlich auf eine Ansäuerung ihrer Umgebung und stellen ihr Wachstum ein.

Butyrat wird allerdings von anderen Darmbakterien produziert, Eubacterium rectale etwa, oder Faecalibacterium prausnitzii. Die ernähren sich aber vom Acetat, das die Bifidobakterien ausscheiden. Dieser Prozess nennt sich Crossfeeding und ist gar nicht so selten in der Bakterienwelt in unserem Darm. One bac’s trash, another bac’s treasure könnte man die Angelegenheit treffend beschreiben („Des einen Bakteriums Müll ist des anderen Bakteriums Schatz“).

Probiotische Bakterien machen sich als natürliche Immunverstärker nützlich, soviel ist klar. Wie genau das passiert, ist im Detail und umfassend aber noch nicht geklärt. Die Pflege und Versorgung der Darmflora (des „Mikrobioms“) mit nützlichen probiotischen Bakterien spielt daher für die Aufrechterhaltung eines starken Immunsystems eine wesentliche Rolle.

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Quellen:

Zheng, Danping et al. “Interaction between microbiota and immunity in health and disease.” Cell research vol. 30,6 (2020): 492-506. doi:10.1038/s41422-020-0332-7

Alessandri, Giulia et al. “Bifidobacterial Dialogue With Its Human Host and Consequent Modulation of the Immune System.” Frontiers in immunology vol. 10 2348. 1 Oct. 2019, doi:10.3389/fimmu.2019.02348


Fotonachweis: (c) adobe media, Probiotische Bakterien und das Immunsystem. Junge Frau im Herbst. Von Dora Zett.

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AUTORIN

Dr. Evelyn Zientz

KATEGORIE

Mikrobiom

GEPOSTED AM

01. September 2023

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