Eine Dysbiose im Darm kann Histamin-Intoleranz verschlimmern
Von Dr. Evelyn Zientz
Dass unsere Gesundheit zum großen Teil von einer wohlwollenden Darmflora abhängt, ist kein Geheimnis mehr. Aber es scheint tatsächlich kaum ein Leiden zu geben, bei dem die Darmbakterien ihre Finger nicht im Spiel haben. Auch bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie einer Histamin-Intoleranz kann ein gesundes Mikrobiom anscheinend die Beschwerden lindern.
Liegt ein Mangel an Coenzymen der Diaminoxidase (DAO) vor, kann die Aktivität dieses Enzyms beeinträchtigt sein. Histaminreiche Speisen und Getränke werden dann schlecht toleriert und verursachen Beschwerden. Viele Betroffene haben deshalb das Bedürfnis, ihre Versorgung mit diesen Nährstoffen täglich sicherzustellen. Das Präparat Betadianin Kapseln wurde speziell zu diesem Zweck entwickelt und unterstützt die tägliche Ernährung mit diesen essenziellen Nährstoffen auf bequeme und sichere Weise. Mehr Info… (gesponsert)
Was ist Histamin?
Histamin ist ein Gewebshormon und Neurotransmitter. Es ist an vielen physiologischen Vorgängen beteiligt und im Immunsystem aktiv. Es ist als Botenstoff an Entzündungsreaktionen und im Magen an der Synthese der Magensäure beteiligt.
Wenn Histidin freigesetzt wird, verursacht es Jucken und Schmerzen und führt zur Kontraktion der glatten Muskulatur, welche Bronchien und Blutgefäße umgibt. Das kann wiederum zu Atemnot und einem Blutdruckanstieg führen. Es steigert auch die Durchlässigkeit der Wände kleinerer Blutgefäße und führt dadurch die Nesselsucht herbei. Im Nervensystem kann es Erbrechen auslösen, antidepressiv und krampflösend wirken. Und es reguliert die Aktivität vieler Typen von Neuronen, die mit den unterschiedlichsten Neurotransmittern arbeiten. Da wundert es nicht, dass die Konzentration von Histidin selbst genau reguliert sein muss. Ist sie zu hoch, kommt es zu Vergiftungserscheinungen mit Beschwerden wie Atemnot, Blutdruckabfall, Kopfschmerzen, Durchfall und Nesselsucht.
Histamin wird in der Haut, Schleimhäuten, zum Beispiel der Magenschleimhaut oder den Bronchien, und Nervenzellen aus der Aminosäure Histidin gebildet. Es wird in Vesikeln, das sind kleine Bläschen, gespeichert und bei Bedarf freigesetzt. Histamin ist aber auch in vielen Nahrungsmitteln enthalten, denn es ist ein weit verbreiteter Botenstoff, den viele verschiedene Organismen benutzen, darunter auch die Bakterien des Darm-Mikrobioms.
Das Histamin, das wir mit der Nahrung aufnehmen oder das von den Bakterien im Darm produziert wurde, wird resorbiert, sofern es nicht vorher enzymatisch abgebaut wurde. Dazu gibt es im Darm bestimmte Enzyme, die Diaminoxidasen (DAO), die das Histamin abbauen. Geschieht das nicht, können schon geringe Mengen Histamin Vergiftungssymptome hervorrufen. Ein Mangel an DAO ist vermutlich eine Ursache für Histamin-Intoleranz.
Was ist Histaminintoleranz?
Eine Histamin-Intoleranz liegt vor, wenn das mit der Nahrung aufgenommene Histamin schon in geringen Mengen Symptome hervorruft, die denen einer Histaminvergiftung sehr ähnlich sind. Dazu zählen Kopfschmerzen, Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen, Blutdruckschwankungen, Atemnot, Nesselsucht und alle möglichen Probleme mit dem Verdauungssystem, wie Durchfall, Sodbrennen, Verstopfung. Auch Schleimhautreizungen der weiblichen Geschlechtsorgane können vorkommen und Ödeme, denn Histamin ist auch in den Nieren und der Plazenta vorhanden.
Bei Histaminintoleranz besteht ein Mangel an DAO
Histamin-Intoleranz entsteht durch einen Mangel an DAO. Das kann ein absoluter oder relativer Mangel sein. Ein kleiner Defekt des Gens, das für die Diaminoxidase codiert, führt dazu, dass das Enzym nur eine sehr geringe Aktivität hat. Die Folge ist eine angeborene Histamin-Intoleranz durch einen absoluten Enzymmangel. Aber auch ein relativer DAO Mangel kann Symptome einer Histamin-Intoleranz hervorrufen, nämlich wenn zu viel Histamin im Umlauf ist und das körpereigene Entsorgungssystem überlastet ist. Dann wird zu viel Histamin im Darm resorbiert und bereitet den Betroffenen Beschwerden.
Die Aktivität einer funktionstüchtigen Diaminoxidase kann vorübergehend herabgesetzt werden, etwa als Nebenwirkung von Medikamenten wie Clavulansäure oder Acetylcystein oder als Begleiterscheinung von Magen-Darmerkrankungen, vor allem, wenn die Schleimhäute betroffen sind, wie beim Reizdarmsyndrom.
Darmbakterien verursachen eine Überproduktion von Histamin
Auch ein Überangebot von Histamin aus verschiedenen Quellen kann die DAO an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringen. Histamin im Darm stammt nicht immer aus der Nahrung. Es kann dort auch neu entstehen. Und hier kommt das Darm-Mikrobiom ins Spiel, das zurzeit intensiv erforscht wird und für das Stoffwechselgeschehen seines Wirtes einen nicht unerheblichen Beitrag leistet. Fast alle Organe gehen Wechselwirkungen mit den Mikroben im Darm ein. Und viele Erkrankungen, nicht nur des Darmes, haben ihre Ursache zumindest teilweise in einer Dysbiose des Darm-Mikrobioms.
Nun gibt es Hinweise, dass eine solche Dysbiose auch zur Entwicklung einer Histamin-Intoleranz (HIT) beitragen kann.
Dysbiose des Darm-Mikrobioms bei Histamin-Intoleranz
Forscher gingen dieser Frage nun nach und untersuchten das Darm-Mikrobiom von gesunden und Histamin-intoleranten Personen. Außerdem bestimmten sie den Gehalt an Histamin im Stuhl.
Auf Stammesebene sehen die Forscher Proteobakterien im unteren einstelligen Bereich bei HIT leicht erhöht. Auch bei Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und dem Reizdarmsyndrom findet man vermehrt Proteobakterien im Darm. Möglicherweise fördern sie Entzündungen und stören dadurch die Epithelfunktion.
Manche Forscher sehen es genau umgekehrt und vermuten, dass durch die entzündlichen Prozesse der Sauerstoffgehalt im Lumen des Darms steigt, was fakultativ anaeroben Bakterien einen Vorteil gegenüber obligat anaeroben bietet. Dann können Proteobakterien, denen Sauerstoff nicht schadet, sich noch vermehren, obligate Anaerobier, für die Sauerstoff tödlich ist, dagegen nicht.
Bei Patienten mit Histamin-Intoleranz ist die Familie der Prevotellaceae unterrepräsentiert. Sie gehören zum Stamm der Bacteroidetes, der „guten“ Darmbakterien. Ihr Fehlen kann auf eine reduzierte Synthese von Mucin hinweisen. Mucin ist ein wesentlicher Bestandteil der Darmschleimhaut. Eine Reduktion der Synthese könnte eine erhöhte Permeabilität der Darmwand zur Folge haben, durch die bakterielle Stoffwechselprodukte, darunter auch Histamin, eindringen könnten.
Bei HIT Patienten mangelt es außerdem an Ruminokokken. Das sind zwar Firmicutes, die im allgemein eher als negativ angesehen werden, aber Ruminokokken vergären komplexe Polysaccharide zu einfachen Zuckern und ernähren damit die Zellen des Epithels im Dickdarm. Deswegen sind sie im Darm-Mikrobiom, zumindest von den Forschenden, gern gesehen.
Auch Faekalibakterium prausnitzii, ein Bakterium, dessen Anwesenheit ein Indiz für gute Darmgesundheit ist, ist bei Histamin-intoleranten Personen unterrepräsentiert. Faekalibakterien sind wichtige Produzenten von kurzkettigen Fettsäuren, vor allem Butyrat, das ebenfalls ein wichtiger Nährstoff für die Zellen des Dickdarms ist.
Bei Histamin-Intoleranz gibt es viele Histaminproduzenten im Darm
Bei Histamin-Intoleranz tummeln sich dagegen mehr Bakterien der Gattung Staphylococcus und Proteus sowie Enterobakterien im Darm. Unter diesen Bakterien gibt es etliche Histamin produzierende Arten.
Was die Fähigkeit, Histamin zu produzieren angeht, hat man sich in der Vergangenheit mehr auf Bakterien aus Lebensmittelproben konzentriert und dem Darm-Mikrobiom wenig Beachtung geschenkt. Trotzdem hat man schon über 100 Arten identifiziert, die dazu in der Lage wären, Histamin zu produzieren und auszuscheiden. Und von den möglichen Histaminproduzenten findet man viele Arten vermehrt im Darm von HIT Patienten. Allerdings scheiden HIT Patienten nicht mehr Histamin mit dem Stuhl aus als Gesunde. Bei HIT Patienten liegt zwar ein Mangel des Histamin abbauenden Enzyms DAO vor, sodass das von den Bakterien gebildete Histamin nicht abgebaut werden kann. Allem Anschein nach wird es aber nicht ausgeschieden, sondern effizient resorbiert.
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Quelle: Sánchez-Pérez, Sònia et al. “Intestinal Dysbiosis in Patients with Histamine Intolerance.” Nutrients vol. 14,9 1774. 23 Apr. 2022, doi:10.3390/nu14091774
Fotonachweis: (c) adobe media, Probiotische Bakterien bei Histaminintoleranz, 3d illustration of the human microbiome. Von SciePro
AUTORIN
Dr. Evelyn Zientz
KATEGORIE
Histaminintoleranz
GEPOSTED AM
15. August 2023
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