• Eine Mutter stillt ihr Baby mit Maske im Bett

Dank Corona haben Säuglinge es schwer, ein gesundes Darm-Mikrobiom aufzubauen

Von |2024-03-01T19:59:00+01:00November 1st, 2021|Kategorien: Mikrobiom|Tags: , , , , , |
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Auswirkungen von Corona-Maßnahmen und Covid-19 auf Neugeborene und Babys

Von Dr. Evelyn Zientz

Kinder kommen bei Covid-19 sehr glimpflich davon. Sie erleben in der Regel einen sehr milden Verlauf und oft zeigen sie gar keine Symptome. Eine weitere gute Nachricht ist, dass die vertikale Übertragung des Erregers von Eltern auf ihre Kinder verschwindend gering ist. Für Kinder und Neugeborene stellt eine SARS-CoV2 Infektion also eigentlich kein Problem dar – glaubte man.

Aber die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie treffen Neugeborene möglicherweise besonders schwer, weil sie in einer besonders kritischen Lebensphase stattfinden, in der sich das Mikrobiom entwickeln und stabilisieren muss, damit die Kleinen auf ihrem Lebensweg den vollen Schutz eines gesunden Mikrobioms zu genießen.

Im Anfangsstadium der Corona Pandemie wurden besorgt Maßnahmen ergriffen, die die Verbreitung des Virus stark eindämmen sollten. Dabei handelte es ich um Hygienemaßnahmen, die nicht nur die Verbreitung von Viren, sondern auch anderer Mikroorganismen verhindern sollten.

Nun stellen Kinderärzte überrascht fest, dass Covid-19 Kindern durchaus gefährlich werden kann, auch wenn sie gar nicht erkranken. Das Virus beeinflusst die Entwicklung und Gesundheit der Kinder indirekt. Die betroffenen Kinder leiden zunehmend unter Fettleibigkeit oder geistigen Störungen. Aber wie kann es dazu kommen, wenn SARS-CoV2 Kindern doch fast nichts anhaben kann? Wie so oft spielt das Mikrobiom eine wesentliche Rolle an der Entstehung des Übels.

Warum ist das Mikrobiom so wichtig?

Wie sich erst in jüngerer Vergangenheit herausgestellt hat, spielt das Darm-Mikrobiom eine wesentliche Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden seines Wirtes. Die Bakterien stärken das Immunsystem, schützen vor krankmachenden Keimen, produzieren Vitamine und Nährstoffe wie kurzkettige Fettsäuren, die der Wirt dringend benötigt.

Über die Rolle bei der Verdauung hinaus ist das Mikrobiom an Entstehung und Verlauf verschiedener Krankheiten beteiligt. Es gibt wohl kein Organ, das nicht irgendwie mit dem Darm-Mikrobiom in Verbindung steht. Und so kann ein gestörtes Darm-Mikrobiom nicht nur Krankheiten des Verdauungssystems begünstigen, sondern auch metabolische Störungen wie Diabetes Typ 2 oder Fettleibigkeit, außerdem psychische oder neurologische Erkrankungen wie Depressionen oder Multiple Sklerose, aber auch Autoimmunkrankheiten und Krebs. Deshalb ist es immens wichtig, in den ersten Lebensmonaten ein gesundes Mikrobiom aufzubauen, denn das bekommen wir nicht geschenkt.

Warum ist das Mikrobiom so wichtig?

Wie sich erst in jüngerer Vergangenheit herausgestellt hat, spielt das Darm-Mikrobiom eine wesentliche Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden seines Wirtes. Die Bakterien stärken das Immunsystem, schützen vor krankmachenden Keimen, produzieren Vitamine und Nährstoffe wie kurzkettige Fettsäuren, die der Wirt dringend benötigt.

Über die Rolle bei der Verdauung hinaus ist das Mikrobiom an Entstehung und Verlauf verschiedener Krankheiten beteiligt. Es gibt wohl kein Organ, das nicht irgendwie mit dem Darm-Mikrobiom in Verbindung steht. Und so kann ein gestörtes Darm-Mikrobiom nicht nur Krankheiten des Verdauungssystems begünstigen, sondern auch metabolische Störungen wie Diabetes Typ 2 oder Fettleibigkeit, außerdem psychische oder neurologische Erkrankungen wie Depressionen oder Multiple Sklerose, aber auch Autoimmunkrankheiten und Krebs. Deshalb ist es immens wichtig, in den ersten Lebensmonaten ein gesundes Mikrobiom aufzubauen, denn das bekommen wir nicht geschenkt.

Wie entsteht das Darm-Mikrobiom?

Im günstigsten Fall wird das Neugeborene schon während der Geburt mit einem Starterpaket an Bakterien versorgt. Die Vaginalflora der Mutter ist der späteren Darmflora gar nicht so unähnlich. Später werden die gesundheitsfördernden Bakterien mit speziellen Inhaltsstoffen der Muttermilch gepäppelt, so dass sie sich gut vermehren und die Mehrheit im Mikrobiom übernehmen. Durch verschiedene Umweltkontakte reift das Mikrobiom dann in den ersten drei Lebensjahren zu seiner endgültigen Zusammensetzung heran.

Hygienemaßnahmen steigern das Risiko einer Dysbiose bei Neugeborenen

Mit dem Versuch, die Pandemie einzudämmen, hat sich unser Alltag drastisch geändert. Dieselben Maßnahmen, die das Virus an der Verbreitung hindern sollen, hemmen aber auch die Entwicklung eines gesunden Mikrobioms

Kaiserschnitt

Zu Beginn der Pandemie, als man noch nichts über die vertikale Übertragung der Viren wusste, entschieden sich Corona positive Gebärende vermehrt zu Kaiserschnittgeburten. Die Art der Geburt hat einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms, denn die ersten Bakterien, die den Darm des Neugeborenen erreichen, haben später die Nase vorn. Und bei einem Kaiserschnitt sind das ganz andere als bei einer natürlichen Geburt.

Ein Kaiserschnitt ist ein starker Risikofaktor für eine frühkindliche Dysbiose, weil das Neugeborene im OP mit potentiell krankmachenden Mikroorganismen der Haut und des Krankenhauses in Berührung kommt, statt mit Lactobacillus aus dem mütterlichen Mikrobiom, wie es sich eigentlich gehört. Die frühkindliche Dysbiose begünstigt die spätere Entwicklung von Fettleibigkeit, Autoimmunkrankheiten und verschiedenen Überempfindlichkeiten.

Eine weitere Maßnahme zur Reduktion von vertikaler Übertragung war die Reduktion von Hautkontakten zwischen Mutter und Kind. Aber auch die Übertragung der Mund- und Hautflora von der Mutter auf das Kind trägt zum Aufbau eines gesunden Mikrobioms bei.

Wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden, kommen die Neugeborenen oft in die Obhut entfernter Verwandter statt in das eigene zukünftige Zuhause. Die Bakterienkontakte im wohnlichen Umfeld sind spielen aber eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des kindlichen Darm-Mikrobioms. Das nimmt im Lauf der ersten drei Lebensjahre das exakte Muster der Mikobiome der Mitbewohner an, dabei sind sogar Haustier mit einbezogen.

Stillen

Die Muttermilch spielt eine enorm wichtige Rolle bei der Kolonisierung des Darmes, denn Sie enthält spezielle Ballaststoffe, die HMO (human milk oligosaccharides) (BITTE VERLINKEN: https://fruhimi.de/2021/01/22/praebiotika-in-der-muttermilch/), die das Wachstum der guten Bakterien stark fördert. Es stellte sich auch heraus, dass die Übertragung von Viren mit der Muttermilch sehr unwahrscheinlich ist.

Trotzdem werden die Neugeborenen von an Covid-19 erkrankten Müttern seltener gestillt, was schlicht an den Umständen der Krankheit liegt: Quarantänebestimmungen etwa oder der angeschlagene Gesundheitszustand der Mutter. Schließlich ist Laktation eine energieraubende Höchstleistung des Stoffwechsels. Dabei ist es wichtig, direkt nach der Geburt die Produktion von Milch zu fördern, damit die Laktation nicht zum Stillstand kommt. Ein Kind braucht die Milch schließlich länger als eine Covid-19 Erkrankung dauert.

Hygienemaßnahmen

Seit Beginn der Pandemie herrschen verstärkte Hygienevorschriften. Ständig und überall desinfizieren wir Hände und Oberflächen. Dadurch nimmt die Diversität unseres Mikrobioms ab und auch das könnte die Reifung des Darm-Mikrobioms der Neugeborenen beeinträchtigen, was weitere Folgeschäden nach sich ziehen kann.

Geburtsstress

Zwischen dem Darm-Mikrobiom und dem Gehirn besteht eine rege bidirektionale Kommunikation, die sich als Darm-Hirn-Achse einen Namen gemacht hat. Nun zeigen Studien, dass Stress, vor oder nach der Geburt, sich auch auf das Mikrobiom des Neugeborenen auswirkt. Ganz besonders, wenn eine Schwangerschaft mit einer Covid-19 Infektion belastet ist. Das beruht wahrscheinlich auf dem erhöhten Stresslevel durch die verlängerten Trennungsphasen von Mutter und Kind, die dazu dienen sollen, das Kind vor Infektionen zu schützen. Aber das Kind hat Stress und das Mikrobiom leidet.

Den Vorschriften entsprechend sollten SARS-CoV2 positive Mütter einen Mindestabstand von 2m zu ihrem Kind einhalten und im Umgang mit dem Kind ihre Hände desinfizieren und auch noch eine Maske, Handschuhe und Schutzkleidung tragen. Dieses erschreckende Szenario behindert die normale Übertragung von Bakterien und kann sich außerdem sehr ungünstig auf die Bindung zwischen Mutter und Kind auswirken.

Soziale Isolation

Auch geschlossene Kindergärten und Kitas behindern die Entwicklung des kindlichen Mikrobioms. Normalerweise findet hier ein reger Austausch von Bakterien statt, aber aus Angst und zum Schutz vor Corona bleiben die Kinder zu Hause und auch die Bakterien gehen nicht auf Wanderschaft.

Fazit:

Insgesamt ist die Datenlage zu den indirekten Einflüssen von SARS-CoV-2 auf das Darm-Mikrobiom und seine Spätfolgen noch sehr dünn, denn die meisten Studien konzentrieren sich auf die Vermeidung von Covid-19 Infektionen und nicht auf die Abwehr der Kinder. Rückblickend waren viele Maßnahmen vielleicht übertrieben. Hier sollte man in Zukunft darauf achten, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.


Quelle: Romano-Keeler J, Zhang J, Sun J. COVID-19 and the neonatal microbiome: will the pandemic cost infants their microbes?. Gut Microbes. 2021;13(1):1-7. doi:10.1080/19490976.2021.1912562

Autor: „Von Dr. Evelyn Zientz“

Bildquelle: Eine Mutter mit Neugeborenem Baby im Arm (c) adobe media, A new mother nursing her newborn boy in mask during pandemic

AUTORIN

Dr. Evelyn Zientz

KATEGORIE

Mikrobiom

GEPOSTED AM

03. September 2021

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