Wie wirken FODMAPs wirklich bei Reizdarm?
Wer unter einem Reizdarm leidet, dem wird in der Regel die so genannte FODMAP Diät empfohlen. Sie soll für die Patienten besonders gut verträglich sein und den Darm nicht unnötig belasten. Dabei sollen Nahrungsmittel, die reich an so genannten FODMAPs sind, gemieden werden um die Beschwerden zu lindern.
Die Besiedlung des Darms mit nützlichen, probiotischen Bakterien ist von entscheidender Bedeutung für seine Gesunderhaltung. Die regelmäßige Zufuhr von “positiven” Darmbakterien unterstützt das harmonische Gleichgewicht der Bakterienstämme, denn pathogene Bakterien und Pilze werden von nützlichen Darmbakterien aus ihrem Lebensraum verdrängt. Abdigan Kapseln wurden speziell zu diesem Zweck entwickelt. Sie bieten ein großes Spektrum an hochdosierten Lebendkulturen, die in einer gesunden Darmflora vorkommen. Mit nur einer Kapsel pro Tag leisten Sie so einen entscheidenden Beitrag für Ihre Darmgesundheit. Mehr Info… (gesponsert)
FODMAP ist ein Acronym das für Fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole steht. Es handelt sich dabei im Prinzip um unverdauliche Kohlenhydrate, Ballaststoffe also, die unser Körper nicht selbst abbauen kann und die unserem Mikrobiom im Dickdarm als Nahrung dienen.
Leider ist die Liste der FODMAP-haltigen Lebensmittel viel länger als die der empfohlenen, FODMAP-armen Speisen, so dass Betroffene bei der Auswahl und Vielfalt ihrer Nahrung stark eingeschränkt sind. Die Umstellung auf eine Low FODMAP Ernährung ist außerdem nicht einfach und selbst Fachquellen warnen davor, sie ohne ärztliche Unterstützung oder fachkundige Ernährungsberatung durchzuführen, um langfristig Mangelerscheinungen vorzubeugen.
Darmbakterien lieben FODMAPS
In den letzten Jahren gerät auch das Darm-Mikrobiom und sein Wohlergehen in den Fokus der Forschung und eines steht fest: Die Darmbakterien sind von einer Low FODMAP Ernährung gar nicht begeistert, denn FODMAPs – oder schlicht Ballaststoffe – sind ihr täglich Brot. Ein gesundes Darm-Mikrobiom unterstützt die Gesundheit seines Wirtes aber auf vielen Wegen, so dass wir unsere Darmsymbionten auf keinen Fall vernachlässigen sollten. Patienten, die unter einem Reizdarm oder anderen Erkrankungen des Verdauungssystems leiden stehen also oft vor dem Dilemma, ihre Beschwerden auf Kosten anderer gesundheitlicher Vorteile zu lindern.
Was wäre nun, wenn eine Low FODMAP Diät, die bei Reizdarm und anderen Darmerkrankungen in der Regel empfohlen wird, gar nicht die ultimative Lösung der Probleme wäre? Ist dieser Therapieansatz immer die beste Wahl? Forscher gingen der Frage nach und untersuchten, wie sich eine Ernährung, die entweder besonders arm oder besonders reich an FODMAPS ist, auf die durch verschiedene Darmerkrankungen hervorgerufenen Beschwerden auswirken und fanden Erstaunliches heraus.
Wir müssen unser Mikrobiom pflegen
Eine Ernährung, die reich an FODMAPs ist, fördert die Vermehrung der gesundheitsfördernden Bakterien, wie Bifidobakterien oder Lactobacillen. Wer viele dieser Bakterien in seinem Darm beherbergt, kommt in den Genuss ihrer gesundheitsfördernden Wirkungen. Fehlen FODMAPS in der Nahrung, nehmen diese Bakterien stark ab und die Gesundheit leidet.
Das ist ein natürlicher Prozess und trifft nicht nur auf Gesunde zu. Hungrige Bakterien vermehren sich nicht und deshalb kommt es auch bei Reizdarmpatienten unter einer Low FODMAP Diät zu diesen Veränderungen der Darmflora mit all ihren negativen Folgen. Wie kann man nun das Mikrobiom der Darmpatienten schützen und gleichzeitig ihre Beschwerden minimieren?
Eine Möglichkeit wäre, den Verlust der nützlichen Bakterien durch die Gabe von Probiotika zu kompensieren. Probiotika sind lebende Bakterien, die im Darm symbiontisch mit uns zusammenleben. Es ist nicht leicht sie anzusiedeln, aber selbst wenn das nicht gelingt können sie während der Darmpassage ihre gesundheitsfördernde Wirkung entfalten.
Eine andere Möglichkeit wäre, den Reizdarmpatienten Präbiotika zu verabreichen, die den nützlichen Darmbakterien zur Vermehrung helfen. Aber hierbei handelt es sich ja wieder um Ballaststoffe, unverdaulich für uns, aber fermentierbar für die Bakterien: FODMAPS also.
Therapieansätze bei Reizdarmsyndrom
Die Empfehlung, sich bei Darmkrankheiten ballaststoffarm zu ernähren beruht auf dem empirischen Befund, dass eine solche Ernährung die Beschwerden beim Reizdarmsyndrom tatsächlich reduziert und daraufhin wurde diese Ernährungsform auch bei verschiedenen anderen Erkrankungen des Darms empfohlen.
Vergleichende Studien zur Ernährung bei verschiedenen Erkrankungen des Darms brachten nun Erstaunliches ans Tageslicht: Sowohl eine Ernährung die entweder sehr reich oder sehr arm an FODMAPS ist, wirkt sich im Vergleich zu „normaler“ Kost positiv auf die Symptome verschiedener Darmerkrankungen aus.
Bei der üblichen Low FODMAP Diät werden die Symptome zwar gelindert, kehren aber zurück, sobald die Ernährung wieder auf „normal“ umgestellt wird.
Bei einer High FODMAP Diät kommt es bei Darmpatienten zunächst, wie erwartet, zu einer Verschlimmerung der Symptome. Sie werden durch vermehrte Gasbildung durch die Fermentation der Ballaststoffe hervorgerufen. Die Patienten leiden unter Durchfall, Blähungen und Schmerzen. Nach einer Anlaufphase von wenigen Wochen verbessern sich die Beschwerden aber deutlich. Und im Gegensatz zu einer Low FODMAP Ernährung halten sie auch noch einige Wochen nach einer erneuten Ernährungsumstellung an.
Es sieht so aus, als gäbe es neben der bewährten Low FODMAP Diät eine High FODMAP Ernährung, die sich ebenfalls positiv auf die Beschwerden einer Darmerkrankung auswirkt ohne gleichzeitig das Darm-Mikrobiom negativ zu beeinflussen.
Diese Erkenntnisse sind noch neu und das Datenvolumen noch zu klein für wirklich aussagekräftige Erkenntnisse. Aber beide Behandlungsstrategien scheinen ihre Berechtigung zu haben. Welche nun die bessere ist, entscheidet die individuelle Zusammensetzung des Mikrobioms. Welche Eigenschaften des Mikrobioms für oder gegen eine High FODMAP Strategie sprechen ist im Augenblick Gegenstand weiterer, gezielter Forschung.
Quelle:
Vandeputte D, Joossens M. Effects of Low and High FODMAP Diets on Human Gastrointestinal Microbiota Composition in Adults with Intestinal Diseases: A Systematic Review. Microorganisms. 2020;8(11):1638. Published 2020 Oct 23. doi:10.3390/microorganisms8111638
Fotonachweis: FODMAP-arme Lebensmittel als Reizdarmtherapie, (c) acobe media, Healthy diet food, von Ricka Kinamoto
AUTORIN
Dr. Evelyn Zientz
KATEGORIE
Mikrobiom
GEPOSTED AM
18. Dezember 2020
Aktuelle Beiträge
Histaminarme Wachmacher – was gibt es außer Kaffee und Tee noch?
Der Kaffee am Morgen ist bei rund 90 Prozent der Deutschen Pflicht, heißt es im Kaffee-Konsum-Report des Jahres 2022. Befragt wurden 5.000 Personen im Alter zwischen 18 und 75 Mehr lesen!
Histaminarm grillen – mit diesen Tipps klappt‘s
Ist der Grillabend eine Option für Menschen mit Histaminintoleranz? Den Grill anzuwerfen, ist mittlerweile längst keine ausschließlich hochsommerliche Beschäftigung mehr. In vielen Familien sind Fleisch und Gemüse auf dem Mehr lesen!
Die Apfelernte steht an: diese Sorten sind besonders fructosearm
Wer die Diagnose „Fructoseintoleranz“ erhält, verbannt nicht selten im ersten Reflex jegliches Obst vom Speiseplan – verständlich, aber in dieser radikalen Form gar nicht immer nötig. Stattdessen gibt es Mehr lesen!
Gesund durch den Sommer mit Histaminintoleranz
Welchen Effekt haben Sonne und Mücken? Die ersten warmen Sonnenstrahlen bringen den meisten Menschen Freude, aber für Personen mit Histaminintoleranz bedeuten sie häufig noch stärkere Symptome als fernab von Mehr lesen!
Sommerzeit – Fructosezeit
So lassen sich Sommerfrüchte fructosearm verarbeiten Wenn Sie einen Blick auf die große Auswahl kunterbunter Sommerfrüchte werfen, sollten Sie – wenn Sie an Fructoseintoleranz leiden – an die vier Mehr lesen!
Darmbakterien bei Histaminintoleranz
Welche Stämme haben einen histaminsenkenden Effekt? Darmbakterien bei Histaminintoleranz einzunehmen, ist ebenso wichtig für den Körper wie schwierig. Darmbakterien sind wichtig für die Verdauung, das Immunsystem, die Synthese von Mehr lesen!