• Probiotika bei Fructoseintoleranz

Probiotische Bakterien bei Fruchtzucker-Unverträglichkeit

Von |2023-07-31T20:05:48+02:00August 15th, 2023|Kategorien: Fructoseintoleranz|Tags: , |

Wie Bakterien bei Fructose-Intoleranz helfen können

Von Dr. Evelyn Zientz

Fructose-Intoleranz ist ein Problem, unter dem mehr als ein Drittel der Bevölkerung leidet. Betroffene verspüren nach dem Verzehr von Fructose Beschwerden des Verdauungssystems wie Blähungen, Durchfall oder Leibschmerzen. Aber auch diffuse Symptome wie Müdigkeit oder depressive Verstimmungen können ihre Ursache in einer Fructose-Intoleranz haben. Und wie so oft können Darmbakterien helfen, das Leid zu lindern.

Fructose in der Nahrung

An Fructose kommt man nicht vorbei, wenn man sich gesund ernähren will. Fructose steckt in Obst und Gemüse und allem, was daraus hergestellt ist: Trockenobst, Fruchtsäfte, Gemüsekonserven oder Konfitüren. Bis zu 65g/l stecken in Konfitüren und Fruchtsäften. Der Haushaltszucker Saccharose besteht zur Hälfte aus Fructose, Honig sogar zu zwei Dritteln.

Auch industriell hergestellte Lebensmittel enthalten oft viel Fructose, wo wir sie gar nicht vermuten: „Saure“ Gurken zum Beispiel enthalten rund 10 % Zucker, je nach Budget des Herstellers kann das auch Fructose sein, denn die ist billig, seit man gelernt hat aus Maisstärke High Fructose Corn Syrup (HFCS) herzustellen.

Fructose ist in der Lebensmittelindustrie sehr beliebt, weil sie eine höhere Süßkraft besitzt. Das spart Geld, aber auch Kalorien. Deswegen wird Fructose oft in Light-Produkten verarbeitet.

Auch Produkte für Diabetiker werden noch mit Fructose gesüßt, weil sie insulinunabhängig verstoffwechselt wird. Und das, obwohl man seit einem halben Jahrhundert weiß, dass Fructose die Leber belastet und bei Diabetes mehr schadet als nutzt. Aber das nur nebenbei.

Zurzeit genießt Fructose jedenfalls einen sehr schlechten Ruf. Da wundert es nicht, dass auch Personen, die gar nicht unter einer Fructose-Intoleranz leiden, versuchen, diesen Zucker zu meiden.

Fructose-Intoleranz beruht auf Störungen im Fructosestoffwechsel

In seltenen Fällen beruht die Fructose-Intoleranz auf einem angeborenen Gendefekt, deswegen nennt man sie auch hereditäre Fructose-Intoleranz. Betroffenen fehlt ein Enzym, die Aldolase B, die für den Abbau von Fructose essenziell ist. Fructose häuft sich dadurch in den Leberzellen an und hemmt dort den gesamten Glucosestoffwechsel, da diese beiden Verbindungen sehr ähnlich sind und gemeinsame Stoffwechselwege nutzen. Gegen diese Form der Fructose-Intoleranz gibt es keine Medikamente und die einzige Therapie ist ein lebenslanger kompletter Verzicht auf Fructose.

Anders ist es bei der intestinalen Fructose-Intoleranz. Hier liegt zwar auch ein Gendefekt vor, aber die Folgen sind weit weniger gravierend. Bei der intestinalen Fructose-Intoleranz, kurz IFI, ist die Resorption von Fructose im Dünndarm gestört. Grund dafür sind Mutationen in den Transportproteinen, die für die Aufnahme von Fructose zuständig sind. Ihre Transportkapazität ist vermindert und deshalb können sie schon bei einer geringen Zufuhr nicht mehr die gesamte Fructose zur weiteren Verstoffwechselung aus dem Darminhalt entfernen. Dann gelangt der Fruchtzucker in den Dickdarm und wird vom dort ansässigen Mikrobiom vergoren. Dabei entstehen hauptsächlich kurzkettige Fettsäuren (SCFA) und die Gase Wasserstoff (H2) und Kohlendioxid (CO2). Diese Gase verursachen die Beschwerden, die eine Fructose-Intoleranz ausmachen.

Bei der Therapie der intestinalen Fructose-Intoleranz ist man nicht ganz so hilflos. Es besteht die Möglichkeit, Fructose im Dünndarm enzymatisch in Glucose umzuwandeln. Das Enzym, das diese Reaktion katalysiert ist die Xylose-Isomerase. Sie wandelt Fructose in Glucose um. Diese Reaktion ist reversibel und die Xylose-Isomerase macht viel lieber aus Glucose Fructose als umgekehrt. Es besteht also das Risiko, dass Fructose nicht aus dem Darm entfernt wird. In der Tat scheint bei der aktuellen Therapie die korrekte Dosierung des Enzyms ein massives Problem darzustellen und man sucht nach weiteren Therapiemöglichkeiten.

Probiotische Milchsäurebakterien können den Fructose-Überschuss entsorgen

Auf der Suche nach probiotischen Mikroorganismen, die hier Abhilfe schaffen können, ist nun Lactobacillus fermentum in den Fokus der Forschung gerückt.

Diese Milchsäurebakterien gehören zur natürlichen Flora des Menschen und tun sich durch allerlei nützliche Wirkungen für unsere Gesundheit hervor. Die Aufmerksamkeit der Forschung erregten sie, weil sie im Milieu des Dünndarms, also bei 37 °C und leicht basischem pH, eine ausreichend hohe Wachstumsrate aufweisen und bevorzugt Fructose verwerten, auch wenn andere Zucker vorhanden sind. Die Fähigkeit Fruktose zu verwerten allein genügt hier nämlich nicht, sich als Kandidat für ein Probiotikum zu qualifizieren, denn unter realen Bedingungen tritt Fruktose nie allein auf, sondern immer im Gemisch mit Glucose. Deshalb ist es wichtig, dass die Bakterien tatsächlich der Fructose den Vorrang geben, sonst würde diese wieder übrig bleiben und dem Speisebrei nicht entzogen werden.

Dieser Bakterienstamm wurde in einer präklinischen Studie identifiziert, in der Wachstum, Fructoseverbrauch und auch die Produktion unerwünschter Nebenprodukte der Fermentation, wie Ethanol, bestimmt wurden. Die Forscher sahen daraufhin die Voraussetzungen gegeben, eine klinische Studie anzuschließen, mit dem Ziel, ein probiotisches Nahrungsergänzungsmittel gegen Fructose-Intoleranz zu entwickeln. Entsprechende Probiotika sind heute tatsächlich auf dem Markt erhältlich.

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Quelle: Goroncy, K: Präklinische Studie: Probiotika als neue Therapieoption bei intestinaler Fruktoseintoleranz, Ernährung & Medizin 2019; 34(03): 122-126. DOI: 10.1055/a-0831-6177


Fotonachweis: (c) adobe media, Probiotische Bakterien bei Fructoseintoleranz. Natural products for healthy bowel. Von airborne77

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Dr. Evelyn Zientz

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Fructoseintoleranz

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01. August 2023

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