Bewertung von Symptomen und Symptomkombinationen bei Histamin-Unverträglichkeit
Histaminintoleranz (HIT) kann unspezifische gastrointestinale (im Verdauungstrakt) und extraintestinale (außerhalb des Verdauungstrakts befindliche) Symptome verursachen. Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Wolfgang Schnedl (Ord. für Innere Med. und Stoffwechselzentrum Bruck/Mur, Österreich) untersuchte gastrointestinale und extraintestinale Symptome bei Patienten mit HIT.
Liegt ein Mangel an Coenzymen der Diaminoxidase (DAO) vor, kann die Aktivität dieses Enzyms beeinträchtigt sein. Histaminreiche Speisen und Getränke werden dann schlecht toleriert und verursachen Beschwerden. Viele Betroffene haben deshalb das Bedürfnis, ihre Versorgung mit diesen Nährstoffen täglich sicherzustellen. Das Präparat Betadianin Kapseln wurde speziell zu diesem Zweck entwickelt und unterstützt die tägliche Ernährung mit diesen essenziellen Nährstoffen auf bequeme und sichere Weise. Mehr Info… (gesponsert)
Dazu identifizierten sie 133 Patienten, die sich mit wiederkehrenden unspezifischen Symptomen und einem Diaminoxidasewert <10 U/mL vorstellten, was auf eine HIT hindeutet. Die klinische Diagnose der Histaminintoleranz ist schwierig, aber bei Patienten mit niedrigen Serum-DAO-Werten, zwei oder mehr für die HIT beschriebenen Magen-Darm-Symptomen und einer Reduktion der Symptome durch eine histaminreduzierte Ernährung kann eine HIT diagnostiziert werden.
Fast 2.000 Symptomkombinationen bei Histaminintoleranz
Es wurde ein standardisierter anonymer Fragebogen mit Symptomen der Histaminintoleranz auf der Grundlage bekannter Symptome entwickelt und per Post an die Patienten versandt. Hierbei waren Blähungen das häufigste und schwerwiegendste Symptom, von dem berichtet wurde. Andere gastrointestinale Symptome waren nach dem Essen auftretendes Völlegefühl, Durchfall, Bauchschmerzen und Verstopfung. Aus den 24 Symptomen, die im Fragebogen wählbar waren, sind bei nur drei genannten Symptomen rechnerisch 2.024 Kombinationen möglich. Hiervon präsentierten die Patienten mit HIT 1.975 Kombinationen, also die beinahe maximale Symptomenvielfalt.
Komplexe Symptomkombinationen können die Krankheitsausprägung und das individuelle Ansprechen auf Diäten oder Behandlungen beeinflussen. Die Erkenntnis um die große Variabilität der Symptome und komplexen Symptomkombinationen soll helfen, Histaminintoleranz klinisch zu erkennen und zu diagnostizieren.
Histaminbedingte Reizdarmbeschwerden
Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom sind einer der Hauptgründe für den Besuch einer Sprechstunde, und das Reizdarmsyndrom ist mit einer hohen Symptombelastung verbunden, die zu einer verminderten Lebensqualität führt. Die Diagnose des Reizdarmsyndroms beruht ausschließlich auf den von den Patienten selbst berichteten Symptomen und wird in vielen Fällen selbst diagnostiziert und behandelt. Die beim Reizdarm im Vordergrund stehenden Symptome wie Blähungen, postprandiales (nach einer Mahlzeit auftretendes) Völlegefühl, Durchfall, Bauchschmerzen und Verstopfung entsprechen denen einer Histaminintoleranz. Es konnte gezeigt werden, dass Reizdarmpatienten glauben, dass histaminhaltiger Nahrungsmittel ihre gastrointestinalen Symptome auslösen.
Glutenintoleranz bzw. Glutensensitivität
Eine weitere, symptombasierte Erkrankung ist die nicht-zöliakale Glutensensitivität (NCGS), die mit dem Verzehr glutenhaltiger Produkte zusammenhängt. Da es keine diagnostischen Kriterien für NCGS gibt, werden sie auch als „Menschen ohne Zöliakie, die Gluten meiden“ bezeichnet.
Die meisten glutenhaltigen Lebensmittel und Getränke enthalten jedoch Histamin oder werden mit histaminhaltigen Zutaten verzehrt. Es konnte festgestellt werden, dass auch die Symptome der NCGS denen einer Histaminintoleranz in auffallendem Maße ähneln.
Reizmagensyndrom und Histamin
Der auch als Funktionelle Dyspepsie (FD) bezeichnete Reizmagen ist eine Erkrankung mit einer heterogenen Gruppe von Symptomen im epigastrischen Bereich ohne organische Erkrankung. Für die FD wurde eine Reihe von Erklärungen herangezogen, aber die Pathophysiologie (Krankheitsentstehung) ist unbekannt. Bauchschmerzen und postprandiales Völlegefühl werden bei FD wie auch bei HIT als Hauptsymptome beschrieben.
Diaminoxidase (DAO)-Bestimmung sinnvoll
Da es bei den Symptomen von Reizdarmsyndrom, Gluten-Sensitivität und Reizmagen auffällige Parallelen zur Histaminintoleranz gibt, ist die Bestimmung von Serum-DAO-Werten bei Patienten mit wiederkehrenden unspezifischen Magen-Darm-Symptomen sinnvoll. Obwohl die Messung der Serum-DAO nicht vollständig etabliert ist, um eine gastrointestinale DAO-Aktivität widerzuspiegeln, kann die Diagnose einer Histaminintoleranz durch auf diese Weise unterstützt werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kenntnis dieser breiten und komplexen Variabilität der Symptome bei Patienten mit HIT die klinische Erkennung und Diagnose der Histaminintoleranz unterstützen kann.
Häufigkeit und Verteilung der Symptome bei Patienten mit Histaminintoleranz
Blähungen | 79% |
Völlegefühl | 73% |
Durchfall | 71% |
Bauchschmerzen | 68% |
Verstopfung | 55% |
Bauchkrämpfe | 53% |
Aufstoßen | 52% |
Übelkeit | 48% |
Erbrechen | 15% |
Quelle:
Schnedl WJ, Lackner S, Enko D, Schenk M, Holasek SJ, Mangge H. Evaluation of symptoms and symptom combinations in histamine intolerance. Intest Res. 2019;17(3):427-433. doi:10.5217/ir.2018.00152
Fotonachweis: Female anatomy concept, (c) adobe media, von Adiano
AUTOR
Thilo Schleip
KATEGORIE
Histaminintoleranz
GEPOSTED AM
27. Juli 2020
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